Kontext - Seit Beginn des Industriezeitalters ist die Erwärmung unserer Erde bereits um 1,0 °C gestiegen.
Was passiert, wenn dieser Anstieg 1,5 °C oder 2,0 °C erreicht?
Wie kann das verhindert werden?
Dies ist eine treue Zusammenfassung der führenden Berichts, der im 2018 durch das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) veröffentlicht wurde: "IPCC Special Report Global Warming of
1.5°C
Es wird davon ausgegangen, dass menschliche Tätigkeiten eine Erwärmung von 1,0 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau bewirkt haben. Wenn sich die derzeitigen Trends fortsetzen, ist zwischen 2030 und 2052 eine Erwärmung von 1,5 °C wahrscheinlich. Einige Regionen wie die Arktis erwärmen sich stärker als der Durchschnitt und die Erwärmung des Bodens dürfte höher sein als über den Meeren. In den letzten Jahrzehnten wurden bereits Wetteränderungen und klimatische Extreme beobachtet; in diesem Zeitraum stiegen die globalen Temperaturen um 0,5 °C.
Die Erwärmung durch Treibhausgasemissionen aufgrund menschlicher Tätigkeiten (CO2, aber auch Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), Methan, Lösungsmittel usw.) seit den vorindustriellen Zeiten wird weiter zunehmen und in den kommenden Jahrhunderten einen Klimawechsel verursachen, beispielsweise durch intensivere und häufigere Dürreperioden, den Anstieg der Versauerung1 und der Meeresspiegel.
Laut IPCC-Bericht würden die durchschnittlichen globalen Temperaturen wahrscheinlich nicht um 1,5 °C steigen, wenn es ab sofort keine weiteren Treibhausgasemissionen durch menschliche Aktivitäten gäbe. Dies ist natürlich keine realistische Möglichkeit, da die derzeitigen menschlichen Tätigkeiten auch in absehbarer Zukunft weiterhin erhebliche Treibhausgasemissionen verursachen, sofern nicht entschlossen dagegen vorgegangen wird.
Eine Senkung der CO2-Netto-Emissionen auf Null und ein Beibehalten dieses Niveaus würde die Erwärmung nur für einige Jahrzehnte stoppen. Die Höchsttemperatur hängt somit von der Gesamtmenge der Treibhausgase ab, die bis dahin durch menschliche Tätigkeiten in die Atmosphäre abgegeben werden. Auf längere Sicht wären negative CO2-Netto-Emissionen notwendig, um eine weitere Erwärmung zu verhindern, die Versauerung der Meere rückgängig zu machen und den Anstieg des Meeresspiegels klein zu halten.
Spezielle Risiken im Zusammenhang mit einer globalen Klimaerwärmung hängen von Höhe und Umfang dieser Erderwärmung, aber auch von Standort und Situation der menschlichen Bevölkerung, wozu auch Entwicklungsniveau (z. B. der Grad der Urbanisierung) und Verwundbarkeit gehören, sowie von umgesetzten Anpassungs- und Entschärfungsmaßnahmen ab.
Klimamodelle zeigen deutliche Unterschiede (und somit auch Risiken) zwischen der derzeitigen Situation mit einem mittleren Temperaturanstieg von 1,0 °C und einer zukünftigen Situation, in der die durchschnittliche Erderwärmung 1,5 °C oder 2,0 °C beträgt. Veränderte Niederschläge umfassen neben heißen Extremen in unbewohnten Regionen Folgendes, wobei in einigen Regionen heftigere Niederschläge und in anderen Regionen mehr Dürreperioden zu verzeichnen sind:
Somit sind stärkere Anpassungen2 bei 2,0 °C notwendiger als bei 1,5 °C. Das Problem ist, dass Anpassungsstrategien ihre Grenzen haben und einige Strategien irgendwann versagen, insbesondere im Falle der schwächsten Systeme und Menschen.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf nachhaltige Entwicklung, Armutsbekämpfung und Verringerung von Ungleichheiten würden sogar noch stärker vermieden, wenn die Erderwärmung auf 1,5 °C statt auf 2,0 °C begrenzt würde. Auswirkungen des Klimawandels und Reaktionen darauf sind nämlich eng mit nachhaltiger Entwicklung verbunden, die sozialen Wohlstand, wirtschaftliches Gedeihen und Umweltschutz im Gleichgewicht hält. Die im Jahr 20153 verabschiedeten Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen bieten einen festen Rahmen für die Beurteilung der Verknüpfung zwischen Erderwärmung von 1,5 °C oder 2,0 °C und den Entwicklungszielen, zu denen Armutsbekämpfung, Verringerung von Ungleichheiten und Klimaschutz gehören.
Zur Begrenzung des Temperaturanstiegs um 1,5 °C in der gesamten „Kohlenstoffbilanz“, bei der es sich um die Gesamtmenge an CO2 handelt, das seit der vorindustriellen Zeit durch menschliche Tätigkeiten ausgestoßen wurde, dürfte diese 2 800 Gt CO2 nicht übersteigen. Seit 2017 hat diese Bilanz bereits 2 200 Gt CO2 erreicht und jedes Jahr werden weitere 42 Gt CO2 ausgestoßen. Zur Vermeidung einer Überschreitung müssen die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um rund 45 % des Niveaus von 2010 sinken und bis 2050 netto Null erreichen.
Kurz gesagt, gibt es zwei allgemeine Hauptwege zur Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 °C:
Je niedriger die Kohlenstoffemissionen im Jahr 2030 sind, umso geringer ist die Herausforderung hinsichtlich der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C nach 2030, und zwar ganz ohne oder nur mit eingeschränkter Überschreitung. Wenn man eine derartige Überschreitung vermeiden will und sich auf eine zukünftige großflächige Bereitstellung von Kohlenstoff-Entfernungsstrategien verlassen muss, kann dies nur erreicht werden, wenn die globalen CO2-Emissionen weit vor 2030 sinken.
Es gibt vier Bereiche, in denen vorrangig Maßnahmen erfolgen sollten:
Alle Konzepte, die die Erderwärmung bis 2100 auf 1,5 °C begrenzen wollen, und zwar mit begrenzter oder ganz ohne Überschreitung, stellen sich die Wiederabscheidung von Kohlenstoff bei überschüssigen Kohlenstoffemissionen in jeglicher Form vor. Im Prinzip würden das Entfernen von CO2 (CDR) oder die Kohlenstoffabscheidung in den meisten Fällen einen Ausgleich für Restemissionen schaffen und dazu beitragen, im Falle einer Überschreitung der Erderwärmung über 1,5 °C negative Netto-Emissionen erzielen.
Konkret gesagt: Während die Kohlenstoffabscheidung im 21. Jahrhundert etwa 100 – 1 000 Gt CO2 betragen sollte, würde das vorhandene Abscheidungspotenzial bis zur Mitte des Jahrhunderts auf das Entfernen von lediglich rund 9 Gt CO2/Jahr begrenzt. Das Rückgängigmachen der Erwärmung nach einer Überschreitung von 0,2 °C oder höher in diesem Jahrhundert würde dann eine Steigerung und Bereitstellung in einer Geschwindigkeit und in Mengen erfordern, die angesichts der erheblichen Umsetzungsprobleme nicht machbar sind.
Bestehende und potenzielle CDR-Maßnahmen unterscheiden sich nämlich im Hinblick auf Ausgereiftheit, Potenziale, Kosten, Risiken, parallelen Nutzen und Kompromisse erheblich. Dazu gehört eine Reihe von Optionen, nämlich:
1 Wasserversauerung hat erhebliche Auswirkungen auf aquatische Ökosysteme wie Pflanzen und tierisches Plankton oder Korallenriffe.
2 Anpassung an den Klimawandel bezieht sich auf die Anpassung von Strategien, Initiativen und Maßnahmen, um die Vulnerabilität natürlicher und menschlicher Systeme gegenüber (tatsächlichen und erwarteten) Auswirkungen des Klimawandels zu verringern. Das Wort „Anpassungsfähigkeit“ ist mit einer dynamischen oder sogar evolutionären Vision von der Funktion der Gesellschaften assoziiert.
3 www.un.org/sustainabledevelopment/development-agenda/
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