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Der Einfluss gefährlicher Chemikalien auf die Gesundheit der Bevölkerung: Was ist bekannt und was kann für eine Senkung des Risikos getan werden?

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Kontext - Die Belastung durch schädliche Chemikalien ist einer der Hauptrisikofaktoren für die Gesundheit der Bevölkerung, die auf der Agenda der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen stehen.

Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um ihre Auswirkungen zu verringern?

Dies ist eine treue Zusammenfassung der führenden Berichts, der im durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlicht wurde: "" 

  • Quelle:WHO ()
  • Übersicht & Details: GreenFacts
Neuestes Update: 11 Januar 2019

1. Wie werden wir durch schädliche Chemikalien belastet und wie können ihre Auswirkungen verhindert werden?

Chemische Stoffe, ob natürlichen Ursprungs oder hergestellt, sind Teil unserer Umwelt.

  • Zu den natürlichen chemischen Stoffen gehören beispielsweise Arsen und Fluorid im Trinkwasser, Fein- und Schwebstaubpartikel sowie Schwefeldioxid aus Vulkanemissionen oder Waldbränden oder auch natürliche Toxine;  
  • Hergestellte Chemikalien umfassen Industrie- und Agrarprodukte wie Pestizide, Mineralölerzeugnisse, verarbeitete Metalle und Verbrennungsprodukte wie toxische Gase und Partikel aus Industrieemissionen und dem Verbrennen von Treibstoff. Einige Chemikalien werden für bestimmte Einsatzzwecke von Produkten des täglichen Lebens hergestellt, während andere unerwünschte Nebenprodukte, Abfälle oder Verbrennungsprodukte sind.  

Menschen können diesen schädlichen Chemikalien auf vielfältige Weise ausgesetzt sein: durch die Nahrungsmittel, die wir essen, das Wasser, das wir trinken, die Luft, die wir atmen, und durch unsere Arbeitsumgebung. Für jeden Weg gibt es Überwachungsinstrumente, um diese Belastung zu entschärfen, und durch die Anwendung ordnungsgemäßer Sicherheitsvorschriften können Arbeitskräfte geschützt werden. In vielen Entwicklungsländern fehlt es jedoch an diesen Vorschriften und auch an den Mitteln zu ihrer Durchsetzung. Aus diesem Grund ist die Verringerung der Belastung durch schädliche Chemikalien einer der Bestandteile der drei nachhaltigen Entwicklungsziele1: SDG 3 „Gesundes Leben für alle“, SDG 12 („Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen“) und SDG 6 „Wasser und Sanitärversorgung für alle“.

1 www.un.org/sustainabledevelopment/sustainable-development-goals/ 

2. Welchen Einfluss haben schädliche Chemikalien auf die Gesundheit der Bevölkerung?

Die chemischen, physikalischen und toxikologischen Eigenschaften von Chemikalien weisen große Unterschiede auf. Während viele dieser Substanzen weder gefährlich noch persistent sind, können andere bei Kontakt lebensgefährlich sein oder dauerhaft in der Umwelt verbleiben, sich in der Nahrungskette anreichern, weite Entfernungen von dem Ort ihrer Freisetzung zurücklegen und bereits bei niedriger Konzentration schädlich für die menschliche Gesundheit sein.

Schädliche Chemikalien können so einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung2 haben. Die globale Belastung durch Krankheiten, die der Umweltbelastung und einer unsachgemäßen Handhabung schädlicher Chemikalien anzulasten sind, fordert mindestens 4,9 Millionen Tote/Jahr, darunter mindestens 1,2 Millionen Todesfälle durch industrielle und landwirtschaftliche Chemikalien; akute Vergiftungen schlagen mit 2 % aller Todesfälle und 1,7 % der Gesamtbelastung durch Krankheiten weltweit zu Buche. Schwermetalle, Pestizide, Lösungsmittel, Lacke, Reinigungsmittel, Kerosin, Kohlenmonoxid und Arzneimittel beispielsweise führen zu unbeabsichtigten Vergiftungen, die in schätzungsweise 193 000 Fällen jährlich zum Tode führen, wobei der größte Teil auf das Konto vermeidbarer Belastungen geht.

Die Belastung durch bestimmte toxische Chemikalien kann Krebs, verminderte Entwicklung des Nervensystems bei Kindern, Parkinson, Nebenwirkungen in der Schwangerschaft, Katarakte, chronische Lungenkrankheiten und sogar Selbsttötung auslösen. Über ein Drittel ischämischer Herzkrankheiten, der führenden Ursache für Todesfälle und Invalidität weltweit, und über 42 % der Schlaganfälle, der zweitgrößten Ursache für die weltweite Sterblichkeitsrate, könnten verhindert werden, wenn die Belastung durch schädliche Chemikalien gesenkt oder beseitigt werden könnte. Passivrauchen und Verschmutzung der Umgebungsluft beispielsweise tragen zu 35 % der akuten Infektionen der unteren und oberen Atemwege, einschließlich Lungenentzündung, Bronchitis, Otitis und Bronchiolitis, der Hauptursache von Todesfällen bei Kindern, bei. Diese schädlichen Belastungen werden ebenfalls mit geringen Geburtsgewichten und Fehl- bzw. Totgeburten in Verbindung gebracht. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Anzahl der Todesfälle und die behinderungsbereinigten Lebensjahre (DALY)3, die gegebenenfalls auf Umweltfaktoren zurückzuführen sind.

Fraction of deaths and DALYs attributable to the environment globally, 2012
Fraction of deaths and DALYs attributable to the environment globally, 2012

2 Zum besseren Verständnis des Unterschieds zwischen den Begriffen von Gefahr und Risiko in der Beurteilung der Eigenschaften einer Chemikalie schauen Sie sich das kurze Animationsvideo an: www.youtube.com/watch?v=PZmNZi8bon8  Untertitel gibt es auf Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch, Chinesisch, Russisch und Deutsch; eine französischsprachige Version gibt es auch hier: https://youtu.be/wRmfvFYDNr8 
3 Das für eine Krankheit oder einen Gesundheitszustand berechnete behinderungsbereinigte Lebensjahr (DALY) ist die Summe der verlorenen Lebensjahre (YLL) durch vorzeitige Sterblichkeit in der Bevölkerung und der mit Krankheit/Behinderung gelebten Lebensjahre (YLD) bei Menschen, die mit dem Gesundheitszustand oder seinen Folgen leben. Ein DALY kann man sich als ein verlorenes Jahr eines „gesunden“ Lebens vorstellen. (WHO)

3. Was kann in der Praxis unternommen werden, um die Belastung zu verringern?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass 71 % unabsichtlicher Vergiftungen durch eine höhere Chemikaliensicherheit vermieden werden könnten. In den unterschiedlichen Sektoren können die zu ergreifenden Maßnahmen variieren, aber alle konzentrieren sich auf eine gegebenenfalls bessere Regulierung von Chemikalien und Verunreinigungen. Dazu gehören:

  • Durch Verringerung oder Beseitigung der Chemikalienbelastung, z. B. aus der Verschmutzung der Umgebungsluft, häuslicher Luftverschmutzung (insbesondere durch Koksöfen), durch Passivrauchen und Blei, konnten über ein Drittel der ischämischen Herzkrankheiten und rund 42 % der Schlaganfälle verhindert werden;  
  • Rauchverbote: In verschiedenen europäischen und nordamerikanischen Ländern hat die Verringerung der Belastung durch Passivrauchen eine positive Auswirkung auf die Gesundheit; 
  • Weitere Kontrolle industrieller Emissionen in vielen Ländern: Durch Änderung des Umgangs mit Staub und staubigen Umgebungen in zahlreichen Ländern sowie durch den Einsatz von Schutzmaßnahmen seitens der Arbeitskräfte hatten alle Maßnahmen eine positive Auswirkung auf die Gesundheit der Arbeitskräfte;  
  • Die in der Baubranche verwendeten Materialien: Die verkehrstechnische Städteplanung sowie das Wasserversorgungsmanagement können die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung verbessern; 
  • Übergang von derzeitigen Energiequellen zu gesünderen Formen – fossile Brennstoffe, Kohle oder Biomasse, die umwelttechnisch gesehen nicht nachhaltig sind, haben negative Folgen für die Gesundheit.  

Soziale Faktoren beeinflussen ebenfalls die Belastung und Wirkung von Umweltrisiken und müssen systematisch in die Risikoüberwachung und Strategieplanung einbezogen werden.

4. Welche finanzielle Auswirkung hat die Belastung durch schädliche Chemikalien auf die Gesellschaft?

Eine globale Schätzung ist schwierig, aber für jeden Sektor können bestimmte Beispiele hilfreich sein, um den Umfang des Problems zu erkennen:

  1. In Paraná, Brasilien, müssen für jeden Dollar, der für Pestizide ausgegeben wird, rund 1,28 USD für die medizinische Versorgung und Fehlzeiten wegen Arbeitsunfähigkeit durch berufsbedingte Vergiftung bereitgestellt werden; 
  2. In Hongkong belaufen sich die direkten und indirekten Kosten für Passivrauchen auf rund 156 Millionen Dollar pro Jahr;  
  3. In den USA werden die Behandlungskosten für ischämische Herzkrankheiten durch Passivrauchen auf 2 bis 6 Mrd. USD pro Jahr geschätzt. Rauchverbote sind sehr kostenwirksame Maßnahmen für die Gesundheit der Bevölkerung; 
  4. In der Europäischen Union betragen die geschätzten volkswirtschaftlichen Kosten für vorzeitige Todesfälle durch Verschmutzung der Umgebungs- und Haushaltsluft rund 1,5 Billionen EUR. 

Insgesamt ist die Vermeidung von Belastung im Wesentlichen kostenwirksamer als die Behandlung der daraus entstehenden Krankheiten.

Referenzen:

1. The Public Health Impact of Chemicals: Knowns and Unknowns International Programme on Chemical Safety (IPCS) , WHO, 2016
 apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/206553/WHO_FWC_PHE_EPE_16.01_eng.pdf
2. Knowns and unknowns on burden of disease due to chemicals: a systematic review Department of 1314Public Health and Environment, World Health Organization,
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21255392 
3. Preventing disease through healthy environments - A global assessment of the burden of disease from 1300environmental risks. WHO, 2016
 http://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/204585/9789241565196_eng.pdf

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